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Gehaltserhöhung: Wertvolle Tipps für Arbeitnehmer:innen und Unternehmen
Globale Payroll
Arbeitnehmererfahrung
Arbeitnehmer
Autor
Das Deel-Team
Letzte Aktualisierung
15 April, 2025
Veröffentlicht
15 April, 2025

Das Wichtigste in Kürze:
- Eine gute Vorbereitung und sachliche Argumentation sind entscheidend für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung. Auch das richtige Timing spielt eine wichtige Rolle.
- Arbeitnehmer:innen sollten ihre Gehaltsforderung mit Leistungen, neu erworbenen Qualifikationen oder zusätzlichen Aufgaben begründen. Arbeitgebende können Gehaltserhöhungen gezielt zur Mitarbeiterbindung nutzen.
- Geldwerte Vorteile wie ein Firmenwagen, Urlaubstage oder Essenszuschüsse können mit Gehaltserhöhungen kombiniert werden. Das bietet oft für beide Seiten steuerliche Vorteile.
Sie möchten Ihr aktuelles Gehalt nachverhandeln? Oder Mitarbeiter:innen haben Sie um eine Gehaltsverhandlung gebeten? Beim Thema Gehaltserhöhung ist auf beiden Seiten Fingerspitzengefühl, gute Vorbereitung und eine gute Prise Psychologie gefragt. Deel zeigt, worauf es für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung ankommt und wie Arbeitnehmer:innen und Unternehmen gemeinsam eine gute Lösung finden.
Welche Arten von Gehaltserhöhungen gibt es?
Die Gründe für eine Gehaltsanpassung können vielfältig sein. Obwohl die Linie nicht trennscharf verläuft, lassen sie sich grundsätzlich in die folgenden drei Gruppen einteilen:
- Lohnerhöhung auf Anregung von Arbeitnehmenden
- Lohnerhöhung auf Anregung von Arbeitgebenden
- Arbeitsrechtlich vorgeschriebene Gehaltserhöhungen
Zu den Beispielen für Gehaltserhöhungen, die vom Arbeitsrecht vorgegeben werden, zählen Anpassungen an Tarifverträge. Sofern Arbeitnehmer:innen mit dem gesetzlichen Mindestlohn entlohnt werden, ist auch die Anpassung des Lohns an das Mindestlohngesetz ein solcher Fall.
Da wir uns im Folgenden mit individuellen Gehaltsverhandlungen beschäftigen möchten, dreht sich der Text um die Seiten der Arbeitnehmer:innen und der Unternehmen: Wie verlange ich als Arbeitnehmer:in eine Gehaltserhöhung? Welche Höhe ist gerechtfertigt? Und wann lohnt es sich, als Unternehmen die Initiative zu ergreifen?
Tipps für Arbeitnehmer:innen
Eine Sache der Einstellung: Win-Win statt Win-Lose
Bekanntlich macht der Ton die Musik – Gehaltsverhandlungen bilden hier keine Ausnahme. Ob Sie etwa eine „Gehaltsanpassung anregen“ oder eine „Gehaltserhöhung verlangen“, kann die nächsten Verhandlungsschritte entscheidend beeinflussen.
Indem Sie eine Gehaltsanpassung anregen, suggerieren Sie nicht nur, dass es sich dabei um Ihren rechtmäßigen Anteil handelt, sondern signalisieren auch eine gesunde Mischung aus Selbstsicherheit und Kooperationswillen. Schließlich geht es nicht um einen Kampf, bei dem es Gewinner:innen und Verlierer:innen gibt, sondern um eine gemeinsame Verhandlung, aus der im besten Falle beide Parteien gestärkt hervorgehen.
Zeigen Sie selbstbewusst Ihre Erfolge und Leistungen auf, und betonen Sie den Wert, den Sie dem Unternehmen bieten. Durch ein kooperatives Gespräch auf Augenhöhe erhöhen Sie nicht nur Ihre Chance auf Erfolg, sondern wahren auch ein gutes Verhältnis zu Ihrem Unternehmen.
Gehaltsverhandlungen lieber schriftlich oder mündlich?
Je nach Firmenkultur und persönlichen Präferenzen können Gehaltsverhandlungen schriftlich oder mündlich geführt werden. Die Möglichkeit zu einem Gespräch sollte allerdings immer bestehen.
Sie können sich schriftlich deutlich besser und gewandter ausdrücken, während Sie in persönlichen Gesprächen eher schnell nervös werden und den Faden verlieren? Dann kann es sich, zumindest im ersten Schritt, lohnen, auf eine Mail zu setzen. So haben Sie alle Argumente und Zahlen, inklusive rotem Faden, schon einmal auf den Punkt gebracht. Signalisieren Sie in der Mail jedoch in jedem Fall Ihre Bereitschaft, weitere Details bei einem persönlichen Gespräch zu bereden.
Sie arbeiten in einem sehr kleinen, familiären Team? Für Ihre Firmenkultur kann es passender sein, das Thema in einem ruhigen Moment persönlich anzusprechen. Falls Sie unsicher sind, können Sie das Gespräch im Zweifel mit einem guten Freund oder einer guten Freundin üben.
Der richtige Zeitpunkt
Dass Sie in der ersten Arbeitswoche üblicherweise keine Gehaltsverhandlungen führen werden, versteht sich von selbst. Doch ab wann können Sie weitere Ansprüche anmelden?
Der Deel-Arbeitsknigge sagt: Nach einem Jahr ist eine entsprechende Verhandlung in aller Regel angemessen. Ein guter Zeitpunkt ist das Jahresgespräch, in dem auch allgemeines Feedback von beiden Seiten geteilt wird.
Zu Gehaltsverhandlungen zum Ende der Probezeit gehen die Meinungen auseinander. Da eine gesetzliche Probezeit in Deutschland laut § 622 Abs. 3 maximal sechs Monate dauern darf, beläuft sich diese in der Praxis üblicherweise auf die Dauer von 3 bis 6 Monaten. Dies ist ein früher Zeitpunkt für Verhandlungen und sollte wohl überlegt sein. Lesen Sie weiter unten, welche Argumente auch für eine Verhandlung zum Ende der Probezeit sprechen können.
Zweifellos passend für eine Nachverhandlung der Bezahlung ist der Wechsel aus der befristeten Anstellung in einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Dies ist häufig zwei Jahre nach Einstellung der Fall.
Das Jahresgespräch liegt in weiter Ferne, aber Sie wissen, dass die Budgetplanung ansteht? Oder Sie haben gerade erst ein Projekt erfolgreich abgeschlossen? Nutzen Sie hier die Gunst der Stunde. Welche Argumente Ihnen dabei besonders helfen, verrät Deel Ihnen im nächsten Schritt.
Die richtigen Argumente
Bekanntlich reichen die richtige Wortwahl und das richtige Selbstbewusstsein nicht aus, um Vorgesetzte zu überzeugen – und auch Sympathie alleine wird Sie nicht weit bringen. Wenn Sie als Arbeitnehmer:in eine Verhandlung anregen und das Meiste für sich herausholen möchten, ist eine gute Vorbereitung das A und O.
Gute Argumente lassen sich nach folgenden Kriterien differenzieren:
Messbare Leistungen:
- Waren Sie maßgeblich an einer Umsatzsteigerung beteiligt?
- Haben Sie Neukunden an Land gezogen?
- Haben Sie besonders erfolgreiche Projekte zu verzeichnen?
Nicht messbare Leistungen:
Zugegeben: Nicht alles lässt sich zählen, messen und wiegen. Auch reibungslose Abläufe im Team und ein guter Zusammenhalt sind große Erfolge. Und nicht immer lassen sich die eigenen Leistungen von denen des restlichen Teams oder Unternehmens abgrenzen.
Hier lohnt sich eine gute Argumentation: Sind Sie die Person, die alle um Rat fragen? Leiten Sie immer wieder proaktiv Projekte in die Wege? Oder arbeitet Ihr Team besonders effektiv? Legen Sie sich hier im Voraus ein paar aussagekräftige Beispiele zurecht.
Weiterbildung:
Sofern Sie eine Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen haben, kann das ein starkes Argument sein, um eine Gehaltserhöhung ins Spiel zu bringen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Zusatzqualifikation für Ihre Tätigkeit relevant ist und Ihr Unternehmen somit von Ihrer beruflichen Entwicklung profitiert.
Sofern Sie die Zusatzqualifikation in Ihrer Freizeit und auf eigene Kosten erledigen, empfiehlt es sich, eine mögliche Erhöhung sogar noch vor dem Beginn anzufragen.
Anders sieht es aus, wenn Ihr Unternehmen viel Geld für Ihre Weiterbildung bezuschusst und Sie eventuell auch vorübergehend von der Arbeit freistellt. Hier sollten Sie nach Abschluss in der Regel abwarten, bis Sie konkrete Leistungen vorweisen können, von denen Ihr Unternehmen profitiert und mit denen Sie sich überdurchschnittlich bezahlt gemacht haben.
Neue Aufgaben:
Bei einer Beförderung gehört eine Gehaltserhöhung in aller Regel zum guten Ton. Recherchieren Sie vor der Verhandlung den Branchenstandard für Ihre neue Position, um eine faire Gehaltssteigerung zu erwirken.
Geht mit der gestiegenen Verantwortung keine Beförderung einher, ist das umso mehr ein Grund, eine höhere Bezahlung anzuregen.
Die richtige Höhe
Seien Sie die erste Person, die einen Betrag nennt und damit den Ton setzt. Geben Sie mit einer konkreten Zahl an, welches Bruttogehalt Sie in Zukunft beziehen möchten.
Natürlich möchten Sie dabei Ihre Chance nutzen, ohne mit dem Wunsch nach übermäßigen Gehaltssprüngen negativ aufzufallen. Wenn die letzte Gehaltsverhandlung mehr als ein Jahr zurückliegt, haben sich die folgenden Prozentsätze als realistisch erwiesen:
- Gehaltserhöhung innerhalb desselben Unternehmens:
- Ohne Beförderung: 3 bis 20 %
- Mit Beförderung: 10 bis 15 %
- Gehaltserhöhung bei Wechsel zu anderem Unternehmen:
- Bei Jobwechsel auf eigene Initiative: 5 bis 10 %
- Bei Abwerbung durch ein anderes Unternehmen oder Headhunter: 20 bis 30 %
Warum es sich lohnt, über geldwerte Vorteile nachzudenken
Mehr brutto vom netto? Das ist bei einer Gehaltserhöhung leider nicht so sicher wie das Amen in der Kirche. Wenn Sie mit einem höheren Gehalt in einer neuen Steuerklasse veranlagt werden, zahlen Sie womöglich so viel mehr Steuern, dass Sie nach der Gehaltserhöhung weniger Geld zur Verfügung haben als vorher. Dieser Effekt ist auch als kalte Progression bekannt.
Um sich vor der kalten Progression zu schützen, sollten Sie Ihre potenzielle Steuerlast vor der Verhandlung berechnen und Ihre Forderungen bei Bedarf geschickt mit dem Wunsch nach geldwerten Vorteilen kombinieren.
Bei der Vereinbarung geldwerter Vorteile profitieren in Deutschland oft sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende von Steuererleichterungen. Obwohl manche Möglichkeiten sogar ganz steuerbefreit sind, werden sie mitunter wenig genutzt.
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl möglicher geldwerter Vorteile:
- Firmenwagen/Firmenfahrrad
- Smartphone
- Urlaubstage
- Jobticket bzw. Zuschüsse zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder Tankgutscheine
- Zuschüsse für Sport-Mitgliedschaften oder z. B. Yoga-Stunden zur Gesundheitsförderung
- Kita-Zuschüsse
- Essenszuschüsse: Gerade bei kleineren Unternehmen, die über keine Kantine verfügen, bieten sich Essensschecks an
- Prämien bei Erfolg im Rahmen einer leistungsorientierten Vergütung
Bleiben Sie nach dem Gespräch dran
Bei einem persönlichen Gespräch wird sich Ihr Vorgesetzter oder Ihre Vorgesetzte in aller Regel Bedenkzeit erbitten. Regen Sie dann direkt an, einen neuen Termin zu vereinbaren, bei dem Sie das Thema gemeinsam besprechen, damit es im Tagesgeschäft nicht in Vergessenheit gerät.
Wenn Ihre Gehaltserhöhung abgelehnt wird, sollten Sie sich höflich bedanken und erfragen, was Sie in Zukunft tun können, um Ihre Chance auf eine Gehaltserhöhung zu erhöhen.
Gehaltserhöhungen: Ein wichtiges Werkzeug für Unternehmen
Für Unternehmen ist das Gehalt ein wichtiger Faktor, um die Leistungsbereitschaft Ihrer Mitarbeiter:innen aufrechtzuerhalten. Nutzen Sie Gehaltserhöhungen als strategische Anreize, um die Leistung Ihres Unternehmens zu optimieren.
Ein Weg, gute Arbeitnehmer:innen zu binden, ist die Festlegung von Gehaltserhöhungen nach einer bestimmten Beschäftigungsdauer im Unternehmen. Hierbei handelt es sich um eine Erhöhung, die nicht an Leistung geknüpft ist.
Zwar nicht an die individuelle, dafür aber an die Unternehmensleistung geknüpft, sind unternehmensweite Gehaltserhöhungen. Damit können Sie etwa einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens Rechnung tragen oder gestiegene Lebenshaltungskosten berücksichtigen.
Deel Global Payroll
Wirklich einfach, wirklich globale Gehaltsabrechnung

Wie reagiere ich auf den Wunsch nach einer Gehaltserhöhung von Arbeitnehmer:innen?
Besprechen Sie eine mögliche Gehaltserhöhung niemals zwischen Tür und Angel, sondern vereinbaren Sie ein vertrauensvolles Mitarbeitergespräch unter vier Augen.
Nehmen Sie sich im Vorfeld ausreichend Zeit für die Vorbereitung. Nur so können Sie die Argumente Ihrer Mitarbeiter:innen angemessen bewerten.
Auch bei gewissenhafter Vorbereitung sollten Sie eine Zu- oder Absage direkt im Gespräch vermeiden. Fordern Sie sich etwas Bedenkzeit ein, um alle Informationen abzuwägen.
Wie verpacke ich eine Absage?
Eine Absage will genauso gut überlegt und begründet sein wie eine Zusage. Schließlich möchten Sie die Motivation in Ihrem Team aufrechterhalten und Abwanderung verhindern. Eine transparente Kommunikation sowie Kompromissfähigkeit sind entscheidende Faktoren, um dem Aufbau von Frustration entgegenzuwirken:
Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um Ihre Absage persönlich zu erläutern und geben Sie Einblick in die entscheidenden Gründe für die Absage, indem Sie etwa nicht nur auf die wirtschaftliche Lage des Unternehmens verweisen, sondern diese auch nachvollziehbar genauer erläutern. Regen Sie gegebenenfalls einen Kompromiss an, der (auch) geldwerte Leistungen beinhaltet.
Bedenken Sie in Ihren Überlegungen neben dem persönlichen Aspekt auch stets die finanzielle Belastung für das Finden und Onboarding neuer Mitarbeiter:innen.
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FAQs
Wie lange sollte die letzte Gehaltserhöhung her sein?
Als Faustregel gilt: Die letzte Gehaltsverhandlung sollte ein Jahr zurückliegen. Die Verhandlung kann etwa mit dem gegenseitigen Feedbackgespräch kombiniert werden.
Kann ich eine Gehaltserhöhung nach der Probezeit verlangen?
Ja und nein: Da eine Probezeit in Deutschland maximal sechs Monate dauern darf, ist dies ein recht früher Zeitpunkt für Nachverhandlungen. Bei gewichtigen Argumenten kann eine Erhöhung des Gehalts aber angebracht sein – etwa, wenn Arbeitnehmer:innen deutlich mehr Verantwortung übernehmen als ursprünglich vereinbart.
Verhandelt man bei Gehaltserhöhungen in brutto oder netto?
Bei Gehaltsverhandlungen spricht man immer vom Bruttogehalt.
Was ist die kalte Progression?
Die kalte Progression bezeichnet einen Effekt, bei dem Arbeitnehmer:innen nach einer Gehaltserhöhung durch den Wechsel in eine andere Steuerklasse weniger Geld in der Tasche haben als vorher. Berechnen Sie daher vor Gehaltsverhandlungen auch Ihre zukünftige Besteuerung. Im Zweifel ist eine Lösung, die geldwerte Vorteile enthält, für beide Seiten profitabler.